
Kurz Schwanger… – Ein natürlicher Abgang
Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich wirklich öffentlich darüber sprechen beziehungsweise schreiben soll, und ich habe mich dazu entschieden, das „Tabu-Thema“ Fehlgeburt offen zulegen.
Es ist solange ein Tabu-Thema, bis man selber betroffen ist. Und auch dann schweigen viele über ihre persönlichen Erfahrungen, aber es hilft darüber zu sprechen, denn oft stellt man fest, man ist nicht alleine. Über ein Drittel aller Schwangerschaften enden vorzeitig, und auch ich musste diese schmerzhafte Erfahrung machen.
Es war die Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 2022. Mein Freund und ich lagen im Bett unseres kleinen Ferienhäuschens in Holland. Dieser Urlaub sollte unvergesslich werden, und das wurde er dann auch, leider nicht im positiven Sinne.
Ich wachte mitten in der Nacht mit dringenden Harndrang auf, eilte zur Toilette und war regelrecht erschrocken, als ich unter Schmerzen ein wenig Blut verlor. Zurück im Bett erzählte ich meinem Freund, was vorgefallen war. Er versuchte mich schlaftrunken zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Ich krümmte mich vor Schmerz, versuchte stark zu bleiben und nicht loszuheulen, jedoch gelang es mir nicht. Es war eine Nacht, die ich niemals vergessen werde. Diese Schmerzen, meine Gedanken und Ängste. Ich hatte Angst mein erst 7 Wochen altes „Baby“ zu verlieren, Angst, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. Heute weiß ich, dass meine Ängste begründet und die Schmerzen mit Wehen gleichzusetzen waren. Einige schlaflose Stunden später rannte ich erneut, jedoch tränenüberströmt und unter starken Schmerzen, mit einem schrillen Schrei begleitet, zur Toilette. Ein Schwall Blut. Viel Blut. Dicke Klumpen Blut. Es war weg. Ich wusste es innerlich. Traurig und niedergeschlagen verließ ich das Bad und mein Freund brachte mich ins nächstgelegene Krankenhaus. Hier wurde mein Verdacht bestätigt. Eine frühe Fehlgeburt mit spontanen Abgang in der 7. Woche.
Ich fiel in ein Loch der Trauer. Diese Trauer hält bis heute an.
Mach es gut mein kleines Würmchen…
Eure

Janine
Euer Verlust tut mir unglaublich Leid. Ich selbst musste diese furchtbare Erfahrung in den letzten 3 Jahren sage und schreibe viermal durchmachen und habe zwei von ihnen in einem Sternenkindergrab beisetzen lassen. Fehlgeburten sind in der heutigen Gesellschaft noch immer ein Tabu, was ich sehr schade finde, denn es kann jeden von uns treffen. Ich finde es sehr sehr schön, dass du offen darüber geredet und damit anderen Frauen Mut geschenkt hast, ebenfalls offen über ihren Schmerz und Verlust reden zu können. Fühl dich lieb gedrückt, dein Sternchen spielt jetzt mit meinen auf einer wundervollen Wolke und schenkt uns die schönsten Sonnenstrahlen und Regenbögen, die man sich nur vorstellen kann!
Alles Liebe,
Janine von „Calistas Traum“
Beccy
Liebe Janine,
danke für deine lieben Worte. Nach meiner ersten Fehlgeburt bin ich sogar recht schnell erneut schwanger geworden und leider habe ich es in der 11. Woche erneut verloren (es war einfach keine Herzaktivität mehr feststellbar). Das zweite Mal war noch schmerzhafter und schwieriger als vorher und daher kann ich es nicht nachvollziehen, warum dieses Thema als Tabu Thema eingestuft wird. Es passiert so vielen Frauen und keiner spricht darüber, niemanden wird in solch einer Situation geholfen. Ich finde sowas sehr schade und traurig.
Ich hoffe du konntest es inzwischen verarbeiten und hast vielleicht schon einen kleinen Sonnenschein in deinen Armen.
Alles liebe wünsche ich dir